Bericht über die Spiel 2013 in Essen in den Messehallen

Weltgrößter Treffpunkt für Brettspiel – Freunde, Verlage und Handel

„Komm, spiel mit“: Unter diesem Motto öffnete ab Donnerstag, den 24.10, für vier Tage die Spiel 2013 in Essen ihre Tore. Es ist die weltgrößte Publikumsmesse für Gesellschaftsspiele und Comic-Literatur.

Wie Frau Metzler vom Veranstalter, dem Friedrich Merz-Verlag bekanntgab, waren bis zum Sonntag, den 27.10. wieder 154000 Besucher in den Hallen der Messe Essen. Brett-, Karten- und Geschicklichkeitsspiele wurden angeschaut, ausprobiert und auch zu Messepreisen eingekauft. Zusätzlich fand auch die „Comic“ – Messe statt, bei der diese Literaturgattung im Mittelpunkt steht.

Dieses Jahr war es für Besucher und Aussteller ein ganz neues Messegefühl. Der seit 1985 genutzte Hallenkomplex wird einer gründlichen Renovierung unterzogen.

829 Aussteller aus 39 Ländern und ihre Besucher mussten sich an neue Hallen und Stellplätze gewöhnen. 56% der Aussteller kamen aus dem Ausland.

Mit der unglaublichen Zahl von 863 Neuerscheinungen und Weltpremieren warben die Veranstalter um die Aufmerksamkeit der Besucher. Für den erfahrenen Spieler werden etwa 60 Neuerscheinungen interessant sein. Erklärer an Spieletischen helfen den Spielern, schnell eines der neuen oder auch älteren Brettspiele zu begreifen.

Ob durch das veränderte Hallenangebot ausreichend Bereiche mit Spieltischen vorhanden waren ist zweifelhaft. 48000 qm Ausstellungsfläche wurden von den großen Verlagen großzügiger belegt. Am Wochenende gab es keinen freien Platz (nicht mal auf dem Fußboden), auf dem nicht Spielebegeisterte Spiele testen oder Schaulustige sich durch die schmalen Gänge zwischen den Ständen schieben.

Als am 24.10. die Tore aufgemacht wurden und die Spielbegeisterten zu den Spieltischen der Verlage drängten, waren auch aus dem Kasseler Raum viele Spielbegeisterte dabei, um neue Spiele anzutesten, auf dem Spieleflohmarkt Sammlerraritäten zu ergattern oder Geheimtipps von Kleinverlagen ausfindig zu machen. Einige Spiele sind jetzt schon auf den Spieltischen in den Vereinsräumen von Kassel-spielt ausprobiert worden.

Pressekonferenz

Im Gegensatz zum allgemeinen Trend der bundesweiten Messen ist die Spielemesse in Essen auch 2013 gewachsen. Wie die Fachgruppe Spiel des Verbandes deutscher Spielehersteller bekanngab, wurde in den ersten 3 Quartalen der Umsatz an Spielen um durchschnittlich 5 % gesteigert, wenn auch das Marktsegment Sammelkartenspiele um 30 % einbrach, aber der Umsatz stieg im Kinderspielsegment um 15%. Das bedeutet aber nicht, daß wesentlich mehr Spiele verkauft wurden, sondern das Spiele durch mehr Ausstattung und allgemeine Kostensteigerung im Schnitt teurer wurden.

Besonders der steigende Umsatz durch Verkauf und Lizenzen belief sich auf 30% des Umsatzes (von Verlag zu Verlag gab es dabei erhebliche Abweichungewn) Ein Kleinverlag vertreibt in Deutschland nur 3000 St. seines Spiels, aber in Polen 30000.

In zunehmenden Maße werden die Möglichkeiten des Internets für das klassische Brett- und Kartenspiel genutzt. So lassen sich viele Erklär – Videos herunterladen, wenn man sich die Regeln nicht selbst durchlesen will. Auf Spiele- online Seiten lassen sich auch vermehrt neue Spiele Probespielen, da die Verlage darin ein verkaufsförderndes Moment entdeckt haben. Das Erlebnis, mit realen Mitspielern zusammen am Tisch zu sitzen, kann eben nicht ersetzt werden.

Zwar war im Brettspielbereich kein eindeutiger Trend festzustellen, doch fiel auf, das es Reprints älterer Spiele gibt, die sich seit 20 Jahren und länger in der Erinnerung als gute Spiele erhalten haben und nun als Neuauflage wieder verfügbar sind. Das Kinderspiel „Mitternachtsparty“ oder die Neuauflage von Monopoly als „Monopoly – Imperium“, bei dem es keine langen Spielzeiten mehr geben kann, seien als Beispiel genannt.

Durch die große Menge ausländischer Aussteller kommen jetzt auch viele militärische Strategiespiele zur Messe. Besonders aus den osteuropäischen Ländern und den englischen sprachigen ist das festzustellen.

Auch mit Prominenz wird geworben: Der Starcomedian Kaya Yanar stellte persönlich sein Brettspiel „Typisch Deutsch! Oder Was?“ vor und erzählte in der Pressekonferenz von seiner Spielfreude. Bekannte Nationalspieler präsentierten ein Fußballspiel.

Mehr Neuheiten, als das Jahr Tage hat

Bei der Neuheitenschau sind über 863 Neuheiten zu sehen, so dass ein ausdauernder Spieler bis zur nächsten Messe für jeden Tag mehr als zwei neue Spiele ausprobieren müsste, um sie alle kennen zu lernen. Bei der Neuheitenschau waren auch all die Kleinverleger dabei, die mit ihren – teilweise sehr orginellen – Ideen die Aufmerksamkeit der Presse und Kunden suchten und nur hier auf den Spieletagen in Essen ihren Stand aufschlagen. Namen wie „Feuerland“, „Bambus- Verlag“ und wie sie alle heißen, wird man oft nur im Internet finden, aber die Suche lohnt sich. Viele der Spieleneuheiten sind zielgruppenorientiert: für kleine Kinder, für Jugendliche,für Familien, als Kommunikationsanlass auf Parties, für abstrakt denkende Grübler, für Möchtegern Feldherren, als Lernhilfe, für jede Spielegruppengröße.

Spiele – Auszeichnungen

Naturgemäß konzentriert sich das Interesse auf die Spiele, die einen Spielepreis bekommen haben.

Dieses Jahr erhielt das ungewöhnliche Kartenspiel „Hanabi“ des Verlags Abacus – Spiele die begehrte Auszeichnung „Spiel des Jahres“. Erstmals wurde damit ein kleines Kartenspiel geehrt. Das Spiel hat zwei weitere Besonderheiten: Es ist ein kooperatives Spiel: 2 – 5 Spieler versuchen, gemeinsam ein möglichst prächtiges Feuerwerk (japanisch „Hanabi“) auszulegen. Zum Anderen werden die Karten mit der Rückseite zum Spieler auf die Hand genommen, so daß man seine eigenen Karten nicht sieht, aber die Kartenbilder der anderen Spieler. Nur 8 Tipp – Chips erlauben den Spielern, anderen Tipps zu geben, damit sie die richtigen Karten auslegen können. 3 falsch ausgelegte Karten lässt alle Spieler verlieren.
Facit: Irritierend anders, aber spannend.

Der Preis der Jury „Kinderspiel des Jahres 2013“erhielt „Der verzauberte Turm“ vom 3-MagierVerlag
Das Kennerspiel des Jahres wurde auch erstmals prämiert: „Die Legenden von Andor“, Kosmos – Verlag. Ein Brettspiel, das es Spielern erlaubt, in vielen Spielen mit immer wieder veränderten Scenarien ihre Abenteuer in einer Fantasy – Welt zu erleben.
Den „Deutscher Spielepreis“ erhielt „ Terra Mystica“ von Feuerland Spiele.

Bestes Kinderspiel wurde „Kakerlakak“ von Ravensburger.

Die jedes Jahr verliehene Auszeichnung für die vorbildichste Spielreegelgestaltung der Stadt Essen ging an „Die Paläste von Carrara“.

Die gleichzeitig stattfindende Messe „Comix“ für die bebilderte Literaturgattung wartete mit über 50 Zeichnern und Grafikern auf, die ihre kunst live im angesicht der Besucher ausübten. Bekanntester der Zeichner der Schöpfer der „Simsons“.
Für die Besucher der Messe war trotz Enge, Lärm und und verwirrender Fülle des Angebots klar: „Nächstes Jahr treffen wir uns wieder in Essen“.
Die nächste Spiel ist vom 23. – 26. Oktober 2014

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