Menara

Rezension von Martin Ebel          

4.7.2018

Menara
eine Tempelrekonstruktion im Dschungel Malaysias

ab 8 Jahren; 1 – 4 Spieler; bis 45 min.

Verlag: Zoch-Spiele; Autor: Oliver Richberg; Gestaltung : Sèbastien Caiveau

Schon beim Auspacken fallen mir die ausgefallenen Formen der Plattformen im Dschungeldesign auf. Die Holzsäulen wirken dagegen grazil und nüchtern. Wer sich an Villa Palletti erinnert fühlt, liegt nur zu 50% richtig.

Denn „Menara“ (malaiisch für „Turm“) ist ein kooperatives Spiel mit ganz anderen Siegbedingungen.
Fällt das entstehende Gebilde in sich zusammen, haben alle verloren; es sei denn, es bleiben noch genügend Plattform-Etagen für den Sieg bestehen. Gebaut wird nämlich ein Gebilde, daß auch aus mehreren Türmen bestehen kann, die sich gegenseitig stützen durch brückenartig verbaute Plattformen.
Ist das Bauwerk am Ende erstellt, ergibt sich ein fantastisches, scheinbar schwebendes Gebilde, daß bei unseren bisherigen Runden häufig fotografiert wurde, weil die Spieler stolz auf das fragile Bauwerk waren wie auf eine geschaffene Skulptur.

Vorbereitung:

18 kleinere und größere Plattformen werden zufällig als Stapel geschichtet. die obersten 3 Formen werden als Basis so aneinander gelegt, daß sich jedes Teil mit den 2 anderen berührt.

Jeder Spieler zieht aus dem Sack Säulen. Die Anzahl wird durch die Anzahl der Spieler und dem gemeinsam gewählten Schwierigkeitsgrad bestimmt. Außerdem werden in eine Halterung (das „Camp“) 6 Säulen gesetzt.

Dann wählen die Spieler noch gemeinsam den Schwierigkeitsgrad für den Turmbau aus (3; 4; oder 5 Etagen mind.) und legen entsprechend viele Etagenkarten aus.

3 ( auf der Rückseite farblich gekennzeichnete) Bauplankartenstapel werden verdeckt ausgelegt. Sie stellen drei Schwierigkeitsgrade dar.

Wie gespielt wird:

Der folgende Spielablauf ist in 4 Schritten für den jeweiligen Spieler klar gegliedert:

1.   Säulen können mit dem Vorrat im Camp getauscht werden.
2.   Die oberste Karte von einem der 3 Bauplan-Kartenstapel wird aufgedeckt.
3.   Die Bauplan-Anweisung wird ausgeführt.
4.   Der eigene Säulenvorrat wird durch Nachziehen aufgefüllt.

–  Was sich so einfach und klar anhört, beinhaltet aber viele versteckte Probleme, die von der Spielergruppe diskutiert werden sollte, um nicht zu scheitern.

Nimmt man z.B. nur die leichten Bauplan-Aufgaben, kann man später nur noch die schwereren ausführen. Denn die Endbedingung des Spiels heißt nicht nur Erreichen der der vorgegebenen Plattform-Etagenhöhe, sondern auch, daß entweder alle Bauplankarten benutzt wurden oder alle Plattformen verbaut oder keine Säulen mehr aus dem Sack gezogen werden können.

–  Wenn dabei jemand auf die Idee kommt, mit einer Plattform die Basis zu vergrößern, erhöht er damit die vorgeschriebene Etagenhöhe um +1.

–  Kann eine Bauplankarte nicht ausgeführt werden, erhöht sie als ausgelegte Etagenkarte die Etagenvorgabe.

Die ursprüngliche Etagenvorgabe kann also während des Spiels noch erheblich wachsen.

–  Glaubt ein Spieler, eine von den schwierigen Bauplankarten erfüllen zu können und so viele seiner Säulen auf den vorgeschriebenen Plätzen auf den Plattformen unterbringen zu können, so sollte er nicht außer Acht lassen, daß auch der nachfolgende Spieler eine Chance haben muss, seine Bauplankarte erfüllen zu können. Sonst steigt die Anzahl der Soll-Etagenhöhe und damit die Gefahr des Einsturzes.
Auf manchen Plattformen sind die Markierungen für die Säulen so gesetzt, daß man beim Erhalt des Gleichgewichtes 2 Säulen der richtigen Farbe gleichzeitig setzen muss.

–  In der leichten Bauplan Kategorie ist das Setzen von 1 und 2 Säulen am häufigsten zu finden. In der mittleren Kategorie sind 3 Säulen am häufigsten und es kommen Sonderkarten vor  ( z.B. eine Plattform vollständig mit Säulen füllen; oder Säulen von der Basis nach oben setzen). In der schwersten Kategorie könne 4 Säulen gesetzt werden und es kommen zahlreiche schwierige Sonderaufgaben dazu.
Wer da nicht die Möglichkeiten seiner Mitspieler und die Farben derer Säulen im Auge hat, sorgt schnell für das kollektive Scheitern.

Ohne daß es in der Spielregel erwähnt wird, muss auch die individuelle Geschicklichkeit des einzelnen Spielers mit ins Kalkül gezogen werden.

Fazit:

Auch wer „Villa Paletti“ schon kennt, sollte unbedingt „Menara“ spielen. Es ist ein eigenständiges Spielprinzip mit einem gänzlich anderen Spielgefühl. Ist es bei „Villa Paletti“ die Schadenfreude, wenn der Turm zusammenfällt, ist es bei Menara das Herausfinden der optimalen Arbeitsweise, die am guten Ende im Stolz der Gruppe gipfelt, solch ein schönes Gebilde geschaffen zu haben. Das wiegt die Tatsache, daß es keinen Einzelsieger gibt, voll auf! Übrigens ist dieses Spiel sehr gut als Solospiel zu spielen. Dann muß man sich aber das Scheitern auch selbst zuschreiben.

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